Donnerstag, 10. November 2011

Fieber, Blindheit und was es sonst Neues gibt

Hallo meine Lieben,
Ich liege mit Fieber im Bett, und das, obwohl heute eine Rollstuhltour durch Hamburg mit meiner Seminargruppe geplant war. Die hätte ich ja doch schon gerne mitgemacht.
Aber es kommt wie es kommt und sieben Stunden in der norddeutschen Kälte draußen im Rollstuhl ohne Bewegung hätten meinen sicheren Tod bedeutet (Achtung maßlose Übertreibung ^__^).

Welche Vorteile hat krank sein?- Richtig, man hat Zeit zum Bloggen.

In den Seminarwochen ist doch immer einiges geboten und ich dachte, ich erzähl euch heute mal ein bisschen was darüber.
Der Montag war relativ unspektakulär. Wir hatten den ganzen Tag die Themen "Sexualität und Behinderung" und "Kindliche Seualität". Interessant, keine Frage, aber sehr langwierig, dadurch dass wir den ganzen Tag im Seminarraum verbracht haben. Das beste am Montag war ein Film, in dem geistig behinderte Menschen über Liebe sprechen. Wirklich toll, leider finde ich nichts dazu im Internet.

Am Dienstag waren wir bei Dialog in Dunkeln.
Für alle, die nicht wissen, was das ist, kopier ich kurz den Text auf der Homepage.

Die Idee ist denkbar einfach: In völlig abgedunkelten Räumen führen blinde Menschen das Publikum in kleinen Gruppen durch eine Ausstellung. Aus Düften, Wind, Temperaturen, Tönen und Texturen wird ein Park, eine Stadt oder eine Bar gestaltet. Alltagssituationen, die in unsichtbarer Form eine völlig neue Erlebnisqualität erhalten. Ein Rollentausch findet statt: Sehende Menschen werden herausgelöst aus sozialer Routine und gewohnter Rezeption. Blinde Menschen sichern Orientierung und Mobilität und werden zu Botschaftern einer Kultur ohne Bilder.

 

Logischerweise kann ich euch von der Ausstellung keine Fotos zeigen. Ich kann euch aber erzählen, dass es sich definitiv lohnt, das mal zu machen. 
Am Anfang, als es auf einmal völlig dunkel war und man nichts hatte, woran man sich festhalten konnte, außer seinen Blindenstock, war ich natürlich total unsicher. Und dann muss man auch noch nach Gehör in irgendeine Richtung laufen, aus der der Guide einen ruft, und Hindernisse überwinden. Gar nicht so einfach. Der "Park" mit Kieswegen und Brücken (auch eine ganz schön wackelige Brücke) war noch gut zu meistern, die "Stadt" wurde schon scchwieriger, obwohl ich mich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Es gibt da drin einen Markt und man muss eine Straße überqueren. Ich hatte keine Ahnung, wie hoch so ein Bordstein sein kann und wäre beinahe gegen die Ampel gerannt. Gegen unseren Guide bin ich übrigens auch ein paar Mal gelaufen, weil ich die Richtung seiner Stimme ganz gut einschätzen konnte, die Entfernung aber offensichtlich nicht... Ein echt netter Kerl übrigens, der sich alle paar Minuten erkundigt, ob alle noch da sind. Zu meinem Glück waren wir nur zu dritt in der Führung statt wie geplant zu acht. Dann wäre ich vielleicht wirklich verloren gegangen. Am Ende der Tour ist eine Bar, natürlich auch in völliger Finsternis, wo man etwas essen und trinken kann. Wir saßen da eine gefühlte Ewigkeit und ich wurde irgendwann wirklich nervös, weil ich endlich wieder irgendwas sehen wollte, wenn auch nur einen Schatten oder eine Bewegung, irgendwas. Völlige Dunkelheit. Ich dachte, wenn ich noch eine Weile da drin bleiben muss, verlier ich mich oder den Verstand. Aber dann ging es auch schon weiter, nach draußen und das plötzliche Licht tut erstmal total in den Augen weh. 

Fazit: Gott sei Dank bin ich nicht blind! Aber ich empfehle jedem, das mal zu machen, es ist wirklich ein Erlebnis. Völlige Dunkelheit hat man normlerweise nie, wenn sich die Augen daran gewöhnt haben, sieht man zumindest unscharfe Umrisse oder nimmt Bewegungen wahr. Da nicht. Da ist einfach nichts. Manche haben hinterher gesagt, sie haben es nicht als schwarz wahrgenommen sondern eher ein helles grau. Für mich war es eindeutig schwarz. Schwärzer als schwarz. Nichts.



Dienstag Nachmittag gab es eine Fotorallye durch Hamburg, bei denen wir Orte suchen mussten, die auf Fotos abgebildet waren und uns dann selbst an diesen Orten fotografieren. Obwohl in meiner Gruppe niemand ursprünglich aus Hamburg kommt, haben wir alles gefunden. Ich bin igentlich kein Fan von solchen Sachen, aber in Hamburg ist das natürlich was anderes ;)

Der Mittwoch hatte das Thema Berufsfindung. Wieder ein "Denganzentagimseminarraum"-Tag. Eigentlich langweilig, aber man hat schon auch ein bisschen was gelernt und die anderen Seminarteilnehmer besser kennengelernt. Immerhin.
Nur wird mir das nichts bringen, weil ich heute krank im Bett liege und morgen vermutlich auch und die nächste Seminarwoche werde ich wieder in einer anderen, meiner ursprünglichen, Seminargruppe sein.


Das wars auch schon für heute, falls ihr euch überhaupt die Mühe gemacht habt, bis hier hin zu lesen.
Ich werd mich jetzt wieder ins Bett kuscheln und schlafen. Die nächsten Tage stell ich euch hier noch ein Buch vor, zeig euch ein bisschen was von meiner Stadt und Musik gibts vielleicht auch noch, also bleibt dran ;)



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